27.01.2023 Holocaust-Gedenktag in Obermenzing

Einleitung von Angela Scheibe-Jaeger

Heute ist der Internationale Holocaust-Gedenktag. An diesem Tag erinnert man sich an die über sechs Millionen Juden und die vielen anderen Opfer, die während der nationalsozialistischen Herrschaft ermordet wurden. Am 27. Januar 1945 wurde von den Truppen der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen befreit. Auch viele tausend Sinti, Roma und Polen wurden hier umgebracht, ebenso sowjetische Kriegsgefangene und Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten gefoltert, gequält und ermordet. Der nationalsozialistische Staat hat den jüdischen Deutschen, hat allen Juden ihr Lebensrecht abgesprochen und eine Mordmaschinerie ungeahnten Ausmaßes in Gang gesetzt. Darüber hinaus hat das Regime den Versuch unternommen, die Erinnerung an all diese Menschen komplett auszulöschen. Dem wollen wir mit unserer Gedenkstunde und der Namenslesung entgegen wirken. Vor fast genau 80 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt, die Katastrophe des Holocaust nahm ihren Lauf. Bei der Reichstagswahl im März 1933 hatte die NSDAP hier in Obermenzing großen Erfolg - mit stolzen 44 % Zustimmung. Andere Quellen sprechen sogar von fast 60 %, die auf die radikale republikfeindliche, antisemitische, auf eine zutiefst bösartige Partei entfielen. Dank des „scharfen Durchgreifens“ des nationalsozialistischen Bürgermeisters Georg Oberpriller verliefen „Machtergreifung und Gleichschaltung des Obermenzinger Gemeinderats im Sommer 1933 zügig und geschmeidig“, wie einschlägige Medien berichteten. Dieser Georg Oberpriller, seines Zeichens Betreiber einer Mühle an der Würm, hatte bereits seit 1907 bis zu seinem Tod im März 1934 als Bürgermeister die Geschicke des damals kleinen Dorfes maßgeblich mitbestimmt. Eine zweifelhafte überregionale Berühmtheit verschaffte dieser Altparteigenosse Oberpriller dem Dorf Obermenzing, weil er schon im Jahr 1926 der erste deutsche Bürgermeister war, der auch ein Parteibuch der NSDAP besaß. Er hat durch sein frühes „Eintreten für die Bewegung viel dazu beigetragen, dass Obermenzing frühzeitig eine Hochburg des Nationalsozialismus wurde“, wie im Völkischen Beobachter damals zu lesen war. In diesem antisemitischen Umfeld lebten einige jüdische Familien in Obermenzing, wie die Namenslesung von Evelyn Lang zeigen wird. Sie können Bilder von diesen Opfern auf der Stellwand sehen.

Almuth David von der Geschichtswerkstatt wird uns Trina Kuttner vorstellen und von ihrem Schicksal, besonders in der Apfelallee, und ihrer Ermordung im Ghetto Theresienstadt berichten. Trina war dort ein knappes Jahr. Wir sehen hier Bilder von ihr. Doris Barth, ebenfalls Mitglied der Geschichtswerkstatt, wird etwas über Theresienstadt sagen; das war ja unser Schwerpunkt am Gebeugten leeren Stuhl im November in Pasing.
Dietrich Weiss wird ein Gedicht von Nelly Sachs vortragen, den „Chor der Geretteten“. Gerettet allerdings wurde aus Obermenzing unseren Unterlagen nach niemand, niemand ist lebend aus dem KZ Kaunas oder Theresienstadt gekommen. Wir hören von ihm auch ein zweites Gedicht, das Bezug nimmt zum nahen Todesmarsch-denkmal.
Oliver Klenk spielt wieder wunderschön auf seiner Klarinette, er sucht immer die schönsten Stücke für uns aus.
Ihnen allen herzlichen Dank fürs Mitmachen!
Angela Scheibe-Jäger


 

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